„Mini Gmeind, digi Gmeind“ – Gemeinden sind digital gefordert

Gemeinden sind in der digitalen Kommunikation gefordert. Wo sind BürgerInnen unterwegs? Welche Themen interessieren? Wie sollen Gemeinden ihre Themen, Aktivitäten und Leistungen bürgernah sichtbar machen? Tools, wie 'Dorfplatz-Apps‘ unterstützen hier technisch. Ansätze der Newsroom-Idee bieten eine Grundlage punkto Strategie, Inhalte und Zusammenarbeit.
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Der letzte Schub an Globalisierung und Digitalisierung hat kommunikative Welten umgekrempelt, verdrängt und atomisiert. Als Folge von Corona scheint nun die Orientierung am ‚Lokalen‘ wieder zu steigen.

Lokales ist in, out und wieder in
Generationen X, Y und älter haben erlebt, wie Regionalität und Lokales kommunikativ an Bedeutung verloren haben – besonders durch Digitalisierung und Medienkonzentration. Gedruckte Amtsanzeiger mit Veranstaltungen, Todesanzeigen, Anzeigen und Amtsmeldungen scheinen aus der Zeit gefallen. Ihre Existenz ist noch gesetzlich vorgegeben, kaum mehr durch Leserzahlen. Die Medienwelt ist umgepflügt: Titel sind verschwunden, Lokaljournalismus wird zusammengespart. Jetzt krempelt auch die Pandemie diese Megatrends weiter um: Mobilität, Konnektivität, Siedlungsentwicklung, Neo-Oekologie und mehr. Spannend: Laut Zukunftsforschern wird darum das ‚Lokale‘ als entschleunigter Lebensraum und als Produktionsstätte an Einfluss gewinnen. Gleichzeitig hat Corona viele persönliche Begegnungen virtualisiert und zu einem erneuten Digitalisierungsschub geführt.

Was bedeutet das für Gemeinden
Kleinere Gemeinden haben in den letzten Jahrzehnten Teile ihrer Öffentlichkeit und damit auch den Dorfplatz eingebüsst. Fusionen oder Nachwuchsprobleme für lokalpolitisches Engagement sind sinnbildlich dafür. Auch grössere Gemeinden spüren den Wandel. Die Anonymität in den Quartieren steigt, die soziale Fragmentierung wächst. BürgerInnen verlagern ihre Vernetzung und Aktivität stark in die digitale Welt. Das spüren auch Gewerbe oder Vereine. Die Corona-Krise ist lediglich Katalysator. Wie finden Gemeinden zu ihren Bürgerinnen und Bürger zurück? Wie bereiten sie sich kommunikativ auf die steigende Orientierung an Lokalem vor – unter digitalen Vorzeichen?

Vernetzt, strategisch und im Dialog kommunizieren
Ein schicker Newsroom, wie man ihn aus der Corporate Welt kennt, ist (erst) ab einer bestimmten Grösse und Komplexität der Gemeindeorganisation ratsam. Mit Sicherheit helfen aber bereits Ansätze der Newsroom-Idee , die Kommunikation von Organisationen integrierter zu gestalten – weniger abgehoben, unilateral oder verstaubt. Die Losung lautet:

  • näher bei den (eigenen) Geschichten:
    Gemeinden sind komplexe Organisationen mit einem möglichen direkten Draht zu den Menschen: Bauprojekte, Sicherheitsfragen, Gewerberegelungen, Soziales/Bildung/Freizeit bis Standortmarketing ist eine Goldmine an Themen und Geschichten. Relevant ist hier die Sensibilisierung und Befähigung von Mitarbeitenden ausserhalb der Kommunikation, Themen und Geschichten zu erkennen. Auch wo Probleme entstehen und was relevant ist.
  • näher bei den Mitarbeitenden:
    Eine abgekoppelte, hierarchische Kommunikation entspringt einem veralteten Verständnis. Sie schafft es selten, Silos von Departementen zu durchbrechen. Das führt zu einem Verlust an Strategie, Content und Pulsfühlung. Im Newsroom rückt das Rollenverständnis in den Vordergrund. Kommunikations-Profis recherchieren themenbezogen bei Mitarbeitenden und Stakeholder. Eine grössere Herausforderung stellt die politische Konkurrenz im Konkordanzsystem der Exekutive dar. Inhalte werden schnell zu persönlichen Wahlkampfthemen. Hier gilt es sauber zu trennen.

  • näher bei den Communities:
    Die Communities einer Gemeinde sind auf diversen Kanälen aktiv und auch verstreut. Eine zielgruppengerechte Ansprache mit den passenden medialen Formaten ist Trumpf. Ob Messenger-Dienst oder Instagram – relevant ist Zuhören und Dialog. Konkret: sich zu Fragen aus der Bevölkerung zu positionieren. Und aus Performance-Indikatoren von Kanälen und Content ständig zu lernen.
  • näher bei den Bedürfnissen:
    Gemeinden erleben eine starke Digitalisierung ihrer Schalter und Services. Im Dialog mit Kunden, User, Follower bietet sich die Möglichkeit früh zu erfahren, wo Kommunikations- oder Anpassungsbedarf entsteht. Oder bei Issues oder Kritik schnell und bürgernah zu reagieren.

Social Media kann auch lokal
Einen interessanten Ansatz verfolgt die Schweizer App Crossiety. Sie bietet für Gemeinden ein soziales Netzwerk an. Die Plattform ist Swiss-made und hat den Dorfplatz digitalisiert. BürgerInnen vernetzen sich, tauschen sich zu Themen, Engagements oder Dienstleistungen aus oder nutzen den Marktplatz. Für Gemeinden eine spannende Idee, den Dorfplatz im 21. Jahrhundert zu beleben. Andere Gemeinden wiederum greifen auf die grossen etablierten Netzwerke zurück, um ihre Präsenz bei unterschiedlichen Zielgruppen zu stärken. Klar ist: Tooling kann Gemeindem helfen, das Umdenken für Gemeinden beginnt jedoch in der Konzeption und Strategie. Ganz nach dem Motto „Structure follows Process follows Strategy“.

Weiterführend:
Alle Beiträge im bernet.blog zum Newsroom
Alle Beiträge im bernet.blog zu Social Media
Das Bernet Angebot von Strategie bis Umsetzung

Foto: Marvin Meyer auf Unsplash

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