67. Social Media Gipfel: Wenn sich Arbeitgebende bei Arbeitnehmenden bewerben

Der Fachkräftemangel ist eine Realität, auch in der Schweiz. Unternehmen und Organisationen müssen sich mehr denn je als attraktive Arbeitgebermarke positionieren, um gezielt Personal für sich zu gewinnen. Wie gelingt das? Am 67. Social Media Gipfel erzählten zwei Referent:innen von ihren Ansätzen und Erfahrungen.
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Der Mangel an Fachkräften spitzt sich zu, die Suche nach qualifiziertem Personal wird immer schwieriger. Das ist besonders in den Branchen Gesundheit, IT und im Ingenieurswesen zu spüren. Aber auch in anderen Bereichen sind Arbeitgebende gefordert: Wie werden erfolgreiches Employer Branding und Recruiting betrieben? Und wie kann Social Media dafür genutzt werden? Dazu haben am heutigen (bis auf den letzten Platz ausgebuchten) Social Media Gipfel zwei Expert:innen Einblicke gegeben.

Arbeitgebende müssen umdenken

Es gehen mehr Menschen in Pension, als in den Arbeitsmarkt eintreten. Das stellt Arbeitgebende vor ganz neue Herausforderungen und verleiht der Seite der Arbeitnehmenden neue Macht. Denn: In Zukunft müssen sich Arbeitgebende bei den Arbeitnehmenden bewerben. Anja Reimann, Geschäftsführerin der Fachkräfte- und Image-Plattform «Work Life Aargau» betont, wie wichtig es ist, den (nicht wenigen) Erwartungen der Arbeitnehmenden gerecht zu werden. Die vielen Vorteile einer zu belegenden Stelle wollen bewiesen sein: Wie ist die Teamkultur, wo kann ich meine Mittagspause verbringen, welche Goodies erwarten mich im Büro und wie schnell bin ich wieder zuhause?

Diese Benefits und USPs sollten idealerweise von der Belegschaft selbst vermittelt werden: glaubwürdig und sympathisch. Authentizität ist hier wichtiger als eine perfekte Produktion. Mitarbeitende können am besten darüber berichten, was ihnen wichtig ist und was ein:e Arbeitgeber:in ihnen bietet – auch in den Bereichen Wertschätzung, Weiterentwicklung und Vertrauen.

Wertvoller Blick der Mitarbeitenden

Ramon Müller, Employer Branding Specialist am Universitätsspital Zürich (USZ), erlebt die Folgen des Fachkräftemangels im Gesundheitsbereich täglich. Bereits heute sind tausende Stellen für Pflegefachpersonen unbesetzt. Und die Prognosen sehen düster aus. Dabei sind am USZ über 120 verschiedene Berufsgruppen tätig, entsprechend divers gestaltet sich das Recruiting auf Social Media. Wie gewinnt das USZ in diesem konkurrenzreichen Umfeld?

Ramon setzt zum Beispiel auf gezielte Employer-Branding-Profile. Bei Facebook, Instagram, LinkedIn und TikTok schufen sie bewusst Profile, die in erster Linie dem Employer Brand zuspielen. Hier geschieht aktives Recruiting, je nach Zielgruppe auf einem anderen Kanal (LinkedIn für Kaderpositionen, TikTok für Lernende, Instagram für jüngere Pflegefachpersonen) und mit Organic- sowie Paid-Massnahmen.

Ramon zeigt mit einem Best-Practice-Beispiel die Wirkung von Paid Content auf Instagram auf: In einem Post wurde ein bestehendes Team vorgestellt, das dringend Verstärkung benötigt (auch hier: Authentizität hat oberste Priorität). Rund 15’000 Impressionen führten zu 10 Bewerbungen und letztlich 3 neuen Mitarbeitenden. Sein Credo ist deutlich: Der Aufwand fürs Social Media Marketing zahlt sich aus – für Employer Branding und Recruiting.

Unser Fazit:

  • Social Recruiting ist ein Muss: Wer sich noch immer auf die klassische Stellenausschreibung beschränkt, verspielt grosse Chancen. Social Recruiting ermöglicht eine gezielte Ansprache der unterschiedlichsten Zielgruppen, kreativ und attraktiv aufbereitet, spezifisch ausgespielt – mit allen Möglichkeiten der Auswertung und Optimierung. Ja, es braucht Ressourcen und ja, dieser Einsatz lohnt sich.
  • Mut zur Realität: Keine falschen Versprechen machen, das ist weder offline noch online nachhaltig. Arbeitgebende sollten sich auch bewusst machen, was bei einer Stellenausschreibung wirklich zählt. Geht es darum, dass sämtliche geforderten Kompetenzen erfüllt sind oder ist es wichtiger, dass ein:e Kandidat:in mit der Unternehmenskultur und dem Team harmoniert? Kompetenzen können erlernt werden.
  • Mitarbeitenden eine Stimme geben: Um die jeweilige Zielgruppe gezielt anzusprechen, ist die richtige Sprache, der richtige Ton ausschlaggebend. Deshalb: Mitarbeitende und ihre Perspektive immer in den Social-Recruiting-Prozess miteinbeziehen. Sie helfen uns, ihresgleichen zu erreichen und sind selbst die besten Botschafter:innen. Heisst: Vertrauensaufbau und interne Wertschätzung pflegen, dann werden Mitarbeitende auch gerne über Highlights und Vorteile ihres Jobs sprechen.
  • Experimentieren, analysieren, verbessern: Vielleicht ist die erste Recruiting-Kampagne noch kein Erfolg. Das macht nichts. Auch ein misslungener Versuch liefert lehrreiche Inputs dazu, wie der Social-Recruiting-Prozess optimiert werden kann. Auf Social Media gilt: experimentieren, analysieren, verbessern – mit Blick auf Parameter, Botschaften und Channels.
Fotos des 67. Gipfels von Boris Baldinger

Präsentation der Referent:innen: zum Download

Video des 67. Gipfels von kameramann.ch

 

Herzlichen Dank an Barry Callebaut für das Sponsoring von Kafi, Gipfeli, Infrastruktur und an das tibits Bistro für die Gastfreundschaft.

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